Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

PUBLIKATION: Gold und Silber

06.10.2012|22:36 Uhr

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Gabriele Sander. Stuttgart 2012.

Die Anthologie veranschaulicht die große Bandbreite an Bedeutungen und den buchstäblichen Reichtum des Doppelthemas Gold und Silber in der deutschsprachigen Lyrik. In zwanzig Kapiteln werden die wichtigsten thematisch-motivischen Aspekte anhand von Textbeispielen aus der Barockzeit bis zur Gegenwart entfaltet.

Die erste Gruppe ist den Schatzsuchern gewidmet, es folgen Gedichte, die um Figuren und Gegenstände aus Mythen, Märchen und Sagen kreisen und die Inszenierung weltlicher Macht kritisch beleuchten. Anschließend wird der Leser in die Alchemistenküche geführt und mit Verwandlungs- und Schwarzkünstlern wie Midas und Paracelsus bekannt gemacht. Weitere Kapitel sind dem Fluch und Segen des Besitzes von Gold- und Silberlingen gewidmet, ferner goldenen und silbernen Gefäßen und Geräten als Ausdruck des öffentlichen oder privaten Luxus. Zum Gegenstand lyrischer Betrachtungen sind auch vergoldete Skulpturen und Bilder geworden – auf Goldgrund gemalt oder in goldener Rahmung museal präsentiert. In welchem Maße das Gold zur Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte geworden ist, dokumentiert die Textgruppe mit der Überschrift „Traumlandschaften“. Nicht räumliche Utopien, sondern zeitbezogene, meist rückwärtsgewandte Wunschbilder entwerfen die Gedichte, die eine friedvolle „goldene Zeit“ heraufbeschwören. Deutlichere Wirklichkeitsbezüge weisen hingegen die lyrischen Texte auf, die auf Erfahrungen mit der Natur im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten beruhen. Wie dem faszinierenden Glanz von Tierfellen oder Gefiedern, so sind auch den menschlichen Haaren immer wieder Gedichte gewidmet worden. Besonders prächtig leuchtet das ‚Lockengold‘ auf dem Haupt einer geliebten Person, während der eigene oder fremde Silberschopf das lyrische Ich über Alter und Tod reflektieren lässt. Diese Gedichtgruppe leitet über zu den Liebesgedichten, in denen der oder die Angebetete zum Goldschatz oder – wie bei Else Lasker-Schüler – zum Ritter aus Gold verklärt wird. Im glücklichsten Fall entsteht aus einer solchen Liaison eine dauerhafte Beziehung, die in den Ringetausch mündet und bis zur Silber- oder Goldhochzeit währen kann. Das kreative Potential von Gold und Silber bezieht sich auch auf die Alltagssprache, die unzählige „goldene Worte“ geprägt hat. Schon der Volksmund weiß jedoch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und daher bilden Gedichte den Abschluss, die über wahren und falschen, ideellen und materiellen Reichtum und dessen Vergänglichkeit räsonnieren.

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